Sehr geehrtes Präsidium, sehr geehrter Vorstand des Wiener SK,
Wir haben Ihnen am 01. Dezember 2011 einen Vorschlag unterbreitet, in welchem eine Unterstützung durch den WSC-Beirat1 bei der Bewältigung anstehender wirtschaftlicher Herausforderungen im Betrieb des Wiener SK angeboten und konkrete Sofortmaßnahmen vorgeschlagen wurden. Dieses Angebot war im Geiste einer verstärkten Kooperation von WSC und WSK und im Hinblick auf eine angestrebte gemeinsame Arbeit in einem wiedervereinten Wiener Sport-Club formuliert.
Zur unserer Enttäuschung haben Sie auf dieses Schreiben – was die von uns unterbreiteten inhaltlichen Vorschläge betrifft – in den letzten sieben Wochen nicht reagiert. Wir möchten Sie daher darüber informieren, dass der Wiener Sport-Club dies bei der Vorstandsitzung vom 17. Jänner 2012 mit ausdrücklichem Bedauern zur Kenntnis genommen und einstimmig den Beschluss gefasst hat, den WSC-Beirat bis auf weiteres ruhend zu stellen. Dies bedeutet nicht, dass unser Angebot einer Mithilfe zurückgezogen wäre, allerdings werden wir unsere diesbezüglichen Aktivitäten nicht mehr pro-aktiv weiter betreiben. Sollte Ihnen die Einbeziehung des WSC-Beirates bzw. von Personen aus dem Kreis des WSC-Vorstandes zukünftig sinnvoll erscheinen, so werden wir uns diesbezüglichen Gesprächen nicht verweigern. Die Initiative muss aber von Ihnen ausgehen.
Ungeachtet dieser Entwicklung erscheinen uns zwei Punkte wesentlich, die maßgeblichen Einfluss auf eine möglich gemeinsame Zukunft von WSC und WSK haben und die wir daher gesondert ansprechen wollen:
- Wirtschaftliche Situation: Die wirtschaftliche Gebarung ist und bleibt – nicht zuletzt aufgrund eigener leidvoller Erfahrungen des WSC – zentraler Punkt unseres Interesses und unserer Sorge. Eine ausgeglichene Bilanzierung und das Vermeiden einer (oder die Beseitigung einer allenfalls schon bestehenden) Überschuldung ist sowohl für den laufenden Betrieb des WSK wie auch für einen allenfalls wiedervereinten WSC eine absolute Notwendigkeit. Die mittel- bis langfristige Strategie des Vereins muss stets in Einklang mit den finanziellen Möglichkeiten stehen und an diese rückgebunden sein. Aufgrund der hohen Bedeutung dieses Punktes sind die Aktivitäten unseres Erachtens – allenfalls wie von uns angeboten auch in gemeinsamer Anstrengung – ganz klar hier zu konzentrieren. Eine auch nur ansatzweise zaghafte Vorgehensweise ist in diesem Punkt unter allen Umständen zu vermeiden, ein offensiver, die Unterstützer einbindender Weg unseres Erachtens absolut geboten.
- Stadionsanierung: Die Sanierung und damit der langfristige Erhalt des Sportclub-Platzes ist gleichermaßen zentral für den WSK wie auch für einen zukünftig wiedervereinten WSC. Nachdem ein Neubau der Friedhofstribüne seit mittlerweile einem Jahr (!) auf höchst intransparente Weise auf verschiedenen Ebenen diskutiert wird, erachten wir die rasche Information und Einbeziehung der Mitglieder und Fans mittlerweile als unumgänglich notwendigen Schritt. Zum einen haben Vereinsmitglieder aus unserer Sicht das Recht, über einen so wesentlichen Punkt wie eine Stadionsanierung umfassend informiert zu werden, zum anderen ist dies auch für den WSC im Hinblick auf eine gemeinsame Zukunft mit dem WSK von eminenter Bedeutung. Die Abkehr von einer Kultur des Schweigens und Verschweigens zugunsten einer offenen, Befürworter und Gegner einbindenden Meinungsbildung erscheint uns in dieser Sache auch insofern dringend geboten, als die bisher publik gewordenen Entwürfe bereits zu sehr kontroversiellen Standpunkten unter der Anhängerschaft geführt haben.
Mit der ehrlichen Hoffnung, dass dieses Schreiben nicht wieder unbeantwortet bleibt und der Bitte um Kenntnisnahme verbleiben wir
Mit freundlichen Grüßen,
i.A. Kurt Reichinger
für den Vorstand des Wiener Sport-Club
1Der WSC-Beirat zur Unterstützung der Rückführungsbestrebungen wurde im Sommer 2011 bei der Generalversammlung des WSC beschlossen und setzt sich derzeit aus den Herren Wilhelm Kaipel, Mag. Peter Danich, Dr. Andreas Alzinger, Daniel Moser, Wolfgang Raml, Jochen Schober und Dr. Kurt Reichinger zusammen.